Glasmuseum Frauenau

Glas ist ein faszinierendes Material. Seit den ersten Glasschmelzen in den frühen Hochkulturen des Nahen Ostens hat das Glas Künstler und Handwerker inspiriert. Mit der Farbkraft und funkelnden Transparenz des Glases haben sich zahllose Gesellschaften geschmückt. Im Glashüttendorf Frauenau im Bayerischen Wald – der letzten Glasregion Deutschlands –ist die Glasmacherei in all ihren Facetten lebendig und erlebbar.

Jahrhunderte alte Glastraditionen in den Glashütten und Glasbetrieben, eine aktive Glas-Kunstszene und ein internationaler Treffpunkt für Glaskünstler: Im neuen Glasmuseum Frauenau fügen sich diese Komponenten zu einem weithin einzigartigen Museumserlebnis zusammen.

Um erlebbar zu machen, wie das Glas immer wieder das Gesicht unserer Kultur gestaltet und verändert hat, hat das Konzeptionsteam aus Katharina Eisch und Jörg Haller einen spannenden Weg der Museumsgestaltung eingeschlagen: Regionale und internationale Glaskünstler haben die Kulissen mitgestaltet, durch die sich die Besucher auf eine Entdeckungsreise durch die Glasgeschichte begeben können. Die Zeit der mittelalterlichen Waldglashütten lebt in einer gläsernen Baumlandschaft wieder auf, raumhohe Glaspfeiler lenken den Blick auf die Bildfenster der Kathedralen. Arkadengänge der Renaissance, die verzierten Labyrinthe feudaler Gartenanlagen oder der Londoner Kristallpalast – jede Zeit mit ihrer Ästhetik wird zum Glaskunstwerk. Und um dem noch eine zusätzliche Ebene hinzuzufügen, wird jede Epoche auf großen Wandfronten – die höchste mißt achtzehn Meter –durch eine künstlerische Fenstergestaltung überhöht und reflektiert.

Stets haben sich die gläsernen Gebrauchs- und Schmuckstücke im europa- und weltweiten Austausch weiterentwickelt – geschaffen aber wurden sie von den Menschen in der Region. Wie Glas gemacht wird und wie die Menschen leben, arbeiten und feiern, zeigt der innere Teil des Museums. In einer Collage aus Werkzeugen, Erzähldokumenten, Filmen und Bildern kommen die heutigen Glashüttenleute selber zu Wort. Der Besucher taucht in die Lebenswelt eines Glashüttendorfes ein und lernt aus der „Innensicht“ die Brisanz gegenwärtiger Probleme kennen. Zentrum der Ausstellung – und des Lebens der Glasmacher – ist ein Glasschmelzofen. Teils aus authentischen Material, teils künstlerisch in Glas gestaltet, stellt er den Mittelpunkt dar, um den sich Arbeit und Alltagsleben drehen – vom Glasschmelzer über den heißen Arbeitsplatz der Glasmacherteams zur Glasveredlung mit dem Glasmalerpinsel oder an der Schleif- oder Gravurmaschine. Nachbearbeitung, Kontrolle und Packerei – durch viele Hände geht ein Glas, bis es dann in alle Welt hinaus reist.

1961 lief im Bayerischen Wald die erste Fertigungsstraße für vollautomatisch geblasene Trinkgläser an. Der „Eiserne Mann“ ersetzte die Arbeit des Glasmachers. Ein Tor aus 8000 Gläsern der Serie „Neckar“, des ersten und meist produzierten maschinengeblasenen Weinglases der Welt symbolisiert diesen Umbruch durch die maschinelle Massenproduktion. Gleich dahinter erstrahlt der Kosmos des künstlerischen Glases des 20. und 21. Jahrhunderts. Diese einzigartige Sammlung - entstanden aus den intensiven Verbindungen der internationalen Glaskunstbewegung nach Frauenau – hat Museumsleiterin Karin Rühl in einem großzügigen Glasbau ausgebreitet. Hier sind auch zentrale Meisterwerke des deutschen Vaters der Internationalen Studioglasbewegung, des Frauenauer Künstlers Erwin Eisch zu sehen. Eine umfangreiche Studiensammlung und laufende Wechselausstellungen ergänzen das Angebot des Museums.

Quelle: gemeinsame Homepage der Hüttentechnische Vereinigung der Deutschen Glasindustrie e. V. (HVG) und der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft e.V. (DGG)
 

 <<< zurück